Unterklasse: Asternähnliche (Asterdae)
Ordnung: Heidekrautartige (Ericales)
Art: Kamelie
Wissenschaftlicher Name Camellia japonica
Die Kamelie (Camellia japonica) ist in Ostasien beheimatet und eng mit dem Teestrauch verwandt. Kamelien sind in Europa beliebte Zierpflanzen, die ihren modischen Höhepunkt im 19. Jahrhundert erlebten.
Es sind etwa 250 der immergrünen Strauch- und kleinen bis zu 20 m hoch wachsenden Baumarten bekannt. Die Pflanze ist sehr langlebig. Einige chinesische Kamelien werden auf älter als 1000 Jahre geschätzt. Die Kamelie blüht im Spätwinter bzw. Frühjahr. Die wilden Arten haben einfache, bis zu 14 cm große Blüten mit vorstehenden Staubblättern. Die Blütenblätter werden weiß, gelb, rosa oder rot.
Die Blätter des mit der Kamelie verwandten Teestrauchs (Camellia sinensis) dienen zur Herstellung von Grünem bzw. Schwarzem Tee. Öle werden aus der Art Camellia oleifera gewonnen. Die Nutzung von Kamelienholz ist relativ unbedeutend.
Benannt wurde die Kamelie von Carl von Linné 1735 nach Georg Joseph Kamel, einem mährischen Jesuitenpater und Apotheker, der in Manila gearbeitet und ein Abbildungswerk über die Insel Luzon verfasst hat.
Kamelien lassen sich entgegen der landläufigen Meinung in milden Regionen Mitteleuropas im Freien kultivieren, und dies auch recht problemlos. Besonders erfolgreich geschieht dies unter dem wärmenden Einfluss des Golfstroms in Großbritannien. Beste Voraussetzungen bietet ein Platz, an dem sie im Winter möglichst keine Sonne bekommen, da sie dies bei Minustemperaturen austrocknen lassen würde. Außerdem ist darauf zu achten, dass der Wurzelraum der Kamelien immer leicht erdfeucht ist und der Wurzelballen nicht austrocknet.
Die Heimat der Kamelie ist Ostasien (Nepal, Vietnam, das südliche China und der Süden Japans). In chinesischen und japanischen Gärten war die Kamelie ein beliebter Zierstrauch. Sie spielte bei Hof- und Teezeremonien eine Rolle. Besonders die einfachblütigen Arten stehen symbolisch für Freundschaft, Eleganz und Harmonie.
In Japan, wo die Kamelie tsubaki (jap. 椿) genannt wird, hat sie eine weitere symbolische Bedeutung. Sie verliert ihre roten Blütenblätter einzeln, während noch der Schnee liegt, was an vergossene Blutstropfen erinnert. Daher wird die Blüte auch als Symbol von Tod und Vergänglichkeit gesehen.
Erstmals in Europa beschrieben von George Meister in seinem erfolgreichen Reisebericht Der Orientalisch-Indianische Kunst- und Lust-Gärtner 1692:
Die ersten Pflanzen gelangten vermutlich im 16. Jahrhundert durch portugiesische Seefahrer aus der portugiesischen Kolonie Macao Südchina nach Europa. 1739 waren in England bereits einige Exemplare nachgewiesen. Sie gelangten anscheinend vor allem durch die Bestrebungen der Engländer nach Europa, die Teepflanzen einführen wollten. Tee war früher sehr teuer und ein Monopol Chinas - doch die Teepflanzen, die in Europa ankamen, entpuppten sich in den meisten Fällen als die sehr ähnlichen Kamelien. Ob Engländer die Pflanzen schlicht verwechselten oder ob China dadurch sein Monopol schützen wollte, ist nicht bekannt.
Seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts breiteten sich Kamelien in Schlossgärten (London, Uppsala, Neapel) aus; zwischen 1770 und 1790 gelangten sie nach Deutschland. Eines der damals berühmtesten Exemplare, die sogenannte Pillnitzer Kamelie ist eine Wildform der Camellia japonica. Sie soll durch Karl Peter Thunberg von seiner Reise nach Japan nach Kew Gardens, London mitgebracht worden sein. Von dort gelangte sie als fürstliches Geschenk nach Dresden und wurde im Park von Schloss Pillnitz im Jahre 1801 ausgepflanzt. Dort steht die karminrot blühende Pflanze bis heute und hat mittlerweile eine Höhe von fast neun Metern erreicht. Während ihrer Blütezeit von Februar bis April erscheinen bis zu 35 000 Blüten.
Besonders die französische Kaiserin Joséphine liebte Kamelien, und ab 1800 wurden immer mehr Sorten und Varietäten eingeführt. Hierbei spielte die britische East Indian Company eine wichtige Rolle. 1811 wurde die Camellia oleifera erstmalig nach Europa eingeführt, 1818 die Camellia maliflora und dann 1820 die Camellia reticulata. Vor diesem Hintergrund begann eine rege Zuchtpraxis in großen europäischen Gärtnereien. Belgien war das Zentrum der Kamelienzüchtung.
Die Kamelie ist auch eine dankbare Zuchtpflanze, die oft an einigen Zweigen Mutationen bildet. Beispielsweise kann eine Pflanze an einem Zweig plötzlich die Blütenfarbe, Blütenform oder die Belaubung ändern. Bewurzelt man einen Steckling dieses Zweiges, bleiben die neuen Merkmale erhalten.
Vor allem die Kameliengärtnerei Seidel (ab 1813) in der Nähe von Dresden machte die Kamelie in Deutschland als Gartenpflanze populär. Gegen 1860 hatte sie ein Sortiment von mehr als 1.100 Kameliensorten. Der Betrieb exportierte nach ganz Europa. Abnehmer waren vor allem adlige Häuser, u. a. der St. Petersburger Zarenhof. Die Kamelie gehörte im 18. Jahrhundert zur adligen und großbürgerlichen Kultur, was sich auch in Alexandre Dumas Roman „Die Kameliendame“ ausdrückt. (Der Roman war die Vorlage für Verdis Oper „La Traviata“.)
Eine der bedeutendsten Kameliensammlungen befindet sich in den Botanischen Sammlungen des Landschlosses Pirna - Zuschendorf. Die nach dem Zweiten Weltkrieg hier eingerichtete Sammlung von Moorbeetkulturen basiert auf den Züchtungen der traditionsreichen ehemaligen sächsischen Hofgärtnerei in Dresden.
Die mit über 200 Jahren wahrscheinlich zweitälteste Kamelie nördlich der Alpen ist in Roßwein zu sehen.
In Königsbrück sind die, mit einem Alter von ca. 170 Jahren, wahrscheinlich ältesten zusammenstehenden Kamelien nördlich der Alpen zu sehen.
Seit langem ist die Kamelie in den Gärten von den viel robusteren Rhododendren verdrängt worden. Doch mittlerweile hat sie wieder viele Liebhaber gefunden.