Lilien (Lilium)
Klasse: Einkeimblättrige (Liliopsida)

Unterklasse: Lilienähnliche (Liliidae)

Ordnung: Lilienartige (Liliales)

Familie: Liliengewächse (Liliaceae)

Unterfamilie: Lilioideae

Gattung: Lilien

Wissenschaftlicher Name Lilium

Die Lilien (Lilium) bilden eine Gattung der Familie der Liliengewächse (Liliaceae) innerhalb der einkeimblättrigen Pflanzen.

Beschreibung

Alle Lilien sind ausdauernde, krautige Pflanzen, die artabhängig eine Höhe von 15 bis 300 Zentimeter erreichen. Sie sind Geophyten, das heißt nach der Wachstumsperiode ziehen sie in die Zwiebel ein und überwintern in einer Ruheperiode

Zwiebel und Wurzeln

Erkennbar sind Lilien daran, dass ihre Zwiebel überlappende Schuppen hat und nicht durch eine zusätzliche Außenhaut geschützt ist. Die Zwiebel ist je nach Art und Alter zwischen drei und zehn Zentimeter im Durchmesser groß und unterschiedlich gefärbt. Einige ihrer Wurzeln sind kontraktil, das heißt sie verfügen über die Fähigkeit, die Zwiebel bei Bedarf tiefer in die Erde zu ziehen, bis die ideale Tiefe erreicht ist.

Bei Lilien sind Zwiebeln auch die Organe vegetativer Vermehrung. Eine häufig zu findende Möglichkeit besteht in der Bildung sogenannter Stängelbulben, also kleiner Brutzwiebeln am Stängelansatz, die sich nach mehreren Jahren zu eigenständigen Pflanzen herausbilden. Bei einigen wenigen Arten werden solche Brutzwiebeln auch in den Achseln der Laubblätter gebildet (Lilium puerense, Lilium sargentiae, Lilium sulphureum, Lilium arboricola, Feuer-Lilie und Tiger-Lilie). Von dort fallen sie herab und können in den Folgejahren im Boden zu eigenständigen, wenngleich genetisch mit der Mutterpflanze identischen Pflanzen heranwachsen.

Aus Rhizomen wachsende Arten bilden entlang des weiterwachsenden Rhizoms auch neue Wuchspunkte, aus denen neue Pflanzen entstehen. Einige Arten bilden auch Ausläufer, so kann aus einer einzelnen Pflanze ein großer Horst entstehen.
Blätter

Der aufrechte Stängel ist wechselständig, selten wirtelig mit linealischen bis linealisch-lanzettlichen Blättern besetzt, die gänzlich bis annähernd ungestielt sind.

Blüten

Lilien bilden ihre Blüten im Sommer aus; es lassen sich dabei weitgehend drei Blütenformen unterscheiden, nämlich trompetenförmige, schalenförmige und so genannte Türkenbund-Lilien. Bei letzteren sind die Blütenblätter soweit nach hinten eingerollt, dass ihre Spitzen sich am Stängel wieder treffen und die Blüte so einem Turban ähnlich sieht. Aufgrund des Sortenreichtums der Gattung existieren aber auch Abweichungen davon, zum Beispiel fast geschlossene Blüten bei Lilium lophophorum.

Lilienblüten sind (wie bei fast allen Einkeimblättrigen Pflanzen) dreizählig und zwittrig. Die Blütenblatthülle besteht aus zweimal drei gleichgeformten Blütenhüllblättern, also aus sechs Tepalen; sie sind groß, vielfältig gestaltet und häufig auffällig gefärbt und gezeichnet. Das Auftreten der häufig zu beobachtenden dunklen Punkte auf der Blüte ist erblich, nicht aber das Muster selbst, daher hat jede Blüte ein einzigartiges Muster. Die einzelnen Punkte sind Farbstoffkonzentrationen und meist von einem helleren Hof umgeben. Vielfach zeichnet sie auch ihr Duft aus; einige Sorten zählen zu den am stärksten duftenden Gartenpflanzen überhaupt und sind von großem Wohlgeruch, andere riechen eher unangenehm, einige sind aber auch duftfrei. Die Blüten haben sechs Staubblätter und drei verwachsene Fruchtblätter; der Fruchtknoten ist oberständig.

Verbreitung

Lilien wachsen auf allen Kontinenten der nördlichen Hemisphäre und finden sich oft als Horste in waldigen oder waldnahen Regionen, da sie feuchte und kühle Standplätze in leichtem Schatten bevorzugen. Standortbestimmend ist eine äußerst gute Drainage. Sehr alkalische sowie sehr saure Böden werden von Lilien in der Regel gemieden. Ein paar spezialisierte Arten schätzen jedoch Sumpf- und Marschland, eine lebt gar als Epiphyt im burmesischen Regenwald (L. arboricola).

Andere Schädlinge

Der am weitesten verbreitete Lilien-Schädling ist in Europa das 6 bis 8 mm große Lilienhähnchen (Lilioceris lilii), ein siegellackroter Käfer, der vor allem als Larve bei stärkerem Befall ganze Lilienbeete in wenigen Tagen bis auf den Stiel abfressen kann. Im häuslichen Bereich kann er nur durch regelmäßiges Absammeln von Käfern, Larven und Gelegen bekämpft werden, erst seit kurzem stehen chemische Mittel zur Verfügung (Imidacloprid). Schnecken können zwar junge bzw. frisch ausgetriebene Pflanzen beschädigen, ältere Pflanzen aber sind in der Regel vor ihnen sicher. Obwohl Blattläuse gelegentlich vorkommen können, sind sie als Schädlinge ohne größere Bedeutung. Trotzdem werden sie, um Virenübertragungen zu vermeiden, in Gärten meist bekämpft.

Wesentlich problematischer ist der seit einigen Jahren zu beobachtende Befall durch die Lilienminierfliege (Liriomyza urophorina). Sie verursacht meist bei den früh bis mittel blühenden Sorten einen nahezu totalen Ausfall der Blüte, indem die Blütenknospen angestochen werden.

Im weiteren Verlauf vertrocknen die Knospen und fallen ab. Im Inneren findet man Larven, die die Knospe durch den Fraß zerstören. Vereinzelt fallen die Knospen nicht ab und blühen verkrüppelt auf. Eine Bekämpfung ist problematisch. Die Verwendung dimethoathaltiger systemischer Insektizide hat sich als erfolgversprechend herausgestellt. Allerdings unterliegen die entsprechenden Präparate wie "BI58" strengen Anwendungsbeschränkungen. Infolge der sich ständig verändernden Zulassungssituation empfiehlt sich deshalb eine Anfrage beim örtlichen Pflanzenschutzamt. In jedem Falle sind alle angestochenen Knospen zu entfernen und möglichst zu verbrennen. Die klimatischen Veränderungen werden wahrscheinlich in den nächsten Jahren zu einem häufigeren Auftreten der Lilienminierfliege führen.

Lilien als Heilpflanzen

Im antiken Griechenland bereitete man aus verschiedensten Blumen schmerzlindernde Salben, neben Rosen, Narzissen und Iris wurden dazu auch Lilien verwendet.

Außerdem wurde sie gegen Menstruationsbeschwerden, Verbrennungen und Verspannungen eingesetzt.

Bis heute wird in unterschiedlichsten Volksmedizinen der adstringierend wirkende Pflanzensaft zur Heilung beschädigten oder gereizten Gewebes eingesetzt, z. B. bei Abszessen, entzündeter oder rissiger Haut, Geschwüren oder frischen Wunden. Schon Plinius der Ältere hat auf diese Verwendung hingewiesen, aber auch Dioskurides und Hildegard von Bingen empfahlen den Einsatz bei oberflächlichen Verletzungen und Krankheiten

Lilien als Lebensmittel

Bis auf den Stamm sind alle Teile der meisten Lilien-Arten essbar. In China und Japan werden die stärkereichen und, je nach Art, süßlich bis bitter schmeckenden Zwiebeln, aber auch Blätter, Sprossen, Blütenblätter und Knospen in der Küche genutzt. In einigen Regionen der entsprechenden Länder werden Lilien speziell zu diesem Zweck angebaut.

Auch in Europa wurden Lilien-Zwiebeln zeitweise als Lebensmittel genutzt, diese Verwendung ist aber schon länger außer Gebrauch. Bei einigen Indianerstämmen in Nordamerika waren Lilienzwiebeln von Arten der Sektion Pseudolirium ein Grundnahrungsmittel. Zum Beispiel wurden Zwiebeln von Lilium superbum von den Cherokee gegessen

Weblinks